Wohnmobilreise durch Montenegro
Virpazar F.P. N 42* 14′ 47.0“ / E 19* 05′ 30.4“
Am Morgen verlassen wir unseren freundlichen Campingplatz, fahren zurück nach Shkodra, tanken, kaufen für die letzten Lek ein. Staatspräsident Berisha ist zu Besuch in der Stadt. Dann zur Grenze bei Muriqan mit problemloser Abfertigung. Unser Zeltplatznachbar, den wir später wieder treffen, berichtet uns, dass er am nördlich Übergang bei Hani i Hoti das ganze Auto ausräumen musste. Nach der Grenze biegen wir gleich wieder zum Skadar See ab, wie er hier heißt und fahren auf einem schmalen einspurigen Sträßchen mit herrlichen Ausblicken oberhalb des Sees entlang. Vor allem die Beifahrerin vergießt einigen Angstschweiß bei Gegenverkehr. Bei Murici ist die einzige Stelle, an der man steil zum See herunterfahren kann, was wir natürlich tun. Unten ist ein kleiner Kiesstrand mit Restaurant und Stellmöglichkeit für Zelte und Wohnmobile. Der Wirt will 15 Euro für einen Stellplatz und wir lehnen dankend ab. Erstes Anzeichen dafür, dass wir nun in touristisch erschlossene Gegenden kommen. Aber einen selbst gebrauten Kaffee am Strand gibt es dann doch. Weiter die kleine Straße am Steilhang entlang bis wir am Ende in das Städtchen Virpazar kommen, wo es auf die Hauptstraße nach Podgorica trifft. Hier ist ein kleiner Hafen an dem die Ausflugsboote für die Touristen zur Rundfahrt auf dem See starten. Wir beschließen hier zu bleiben, nachdem unsere Suche in den umliegenden Bergstraßen an abgebrochenen Hängen endete. Das erweist sich als gute Entscheidung, denn nachdem das Wetter zunehmend schwül geworden war, entlädt sich während des Abendessens ein heftiges Gewitter über uns und die halbe Nacht blitzt und donnert es über dem See.
Žabljak- Razvršje C. N 43* 08′ 37.7“ / E 19* 06′ 56.7“
Beobachtet von Enten und Haubentauchern frühstücken wir. Das Wetter hat sich beruhigt und die Sonne wagt sich wieder hervor. Wir fahren auf der Umgehungsstraße an der Hauptstadt Podgorica vorbei nach Norden, hinein in die einmalige Landschaft der Morača-Schlucht. Schon als wir 2005, aus dem Kosovo kommend, hier herunter gefahren sind, hat mich diese Schlucht tief beeindruckt. Es geht durch zahlreiche kleine Tunnel, immer am Fluss entlang, zu beiden Seiten hohe Felswände. Nach dem die Schlucht passiert ist, kommt man zum Kloster Morača, das von außen schlicht erscheint, im Inneren aber vollständig mit Fresken bemalt ist. Ein 1000 m hoher Pass bildet die Wasserscheide und ab Kolašin begleitet uns dann der Fluss Tara auf dem weiteren Weg. Bei Mojcovac biegen wir dann von der nach Serbien führenden Straße nach Westen in die Taraschlucht und den Durmitor Nationalpark ab. Der Fluss ist bekannt für sein Wildwasser und zahlreiche Anbieter offerieren hier Rafting-Touren. Die Straße verläuft oberhalb der Schlucht und bietet immer wieder grandiose Ausblicke auf die tief unten fließende Tara. Wir machen einen Besuch beim kleinen Kirchlein St. Georg, das über der Schlucht liegt und von einer jungen Nonne betreut wird. Trotz langer Hose muss Anngrit noch einen weiten Rock überziehen. Die orthodoxe Kirche ist da sehr streng. Am Ende der Schlucht erreichen wir die Tara Brücke, die in kühnen Bögen die Schlucht überspannt und biegen nach Süden ab. Bis Žabljak geht es noch einmal kräftig hoch auf 1400 m. Auf der Höhe stehen viele Hotels und Ferienhäuser, denn das hier ist Wintersportgebiet und vor uns liegen die schneebedeckten Berge. Noch ein Stück höher, auf 1500 m liegt der Ortsteil Razvršje mit zwei kleinen Campingplätzen. Wir entscheiden uns für „Kamp Kod Boçe“ und sind zufrieden. Es ist aber in der Höhe recht frisch und zum ersten Mal werden di
e Pullover ausgepackt und die Heizung angeworfen. Kaum haben wir uns eingerichtet entlädt sich über uns ein weiteres Gewitter mit Hagel, was aber schnell vorbei ist. Die Campingbesitzerin, die sich offensichtlich langweilt, lädt mich zu einem Slivowitz und einem hart gekochten Ei ein, und wir unterhalten uns in einer Mischung aus Montenegrinisch, Englisch und Deutsch, was erstaunlich gut klappt.
Buljarica bei Petrovac C. N42* 11′ 53“ / E 18* 57′ 57.8“
Über Nacht haben sich die Wolken verzogen und die Sonne weckt uns . Wir verabschieden uns von unserer freundlichen Wirtin und fahren weiter durch die Berge Richtung Nikšic. Immer wieder gibt es herrliche Blicke auf die hohen Gipfel des Durmitor Nationalparks und am Straßenrand liegt noch Schnee. In Serpentinen windet sich die gute Straße langsam nach unten bis Nikšic, der ehemaligen Autoschiebermetropole des Balkans. Hier traf der Spruch „Fahren Sie nach Montenegro, ihr Auto ist schon da“ offenbar in der Vergangenheit tatsächlich zu. Wir lassen die Stadt vorsichtshalber links liegen, falls noch Wohnmobile gebraucht werden, schauen die Burgreste von hinten an und fahren weiter zum wichtigsten Wallfahrtsort Montenegros, dem Kloster Ostrog, gegründet vom Heiligen Vasilije, dem Metropoliten der Herzegowina, der 1672 hier starb und hier auch begraben liegt. Außerdem geht das Gerücht, dass Radovan Karadic sich hier vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verborgen hatte. Im unteren Teil der Klosteranlage stehen neuere Kirchengebäude, in einem von ihnen befinden sich zwei abgetrennte mumifizierte Hände als Reliquien. Es ist schon wunderlich, was die katholische und orthodoxe Kirche in ihren Gotteshäusern so alles zur Schau stellt. Der Kernbereich ist aber das alte obere Kloster, das gut 200 m höher, steil an einen Felsen gebaut wurde und zwei winzige Kapellen enthält. Nicht wie die Heiden mit dem Auto, sondern wie die wahren Pilger machen wir uns zu Fuß an den halbstündigen steilen Aufstieg und vergießen zahllose Schweißtropfen. Anngrit kleidet sich wieder mit langem Rock und Kopftuch ein, und wir besuchen die kleinen, vom Ruß der Kerzen geschwärzten Kapellen mit Reliquien des heiligen Vasilijevs. Dann wieder hinunter und weiter mit dem Auto bis Podgorica, wo sich am Skadar-See der Kreis unserer Rundfahrt durch die Berge schließt. Wir fahren jetzt hinunter an die Küste nach Petrovac, wo es den kleinen Campingplatz „Maslina“ im Nachbardorf gibt. Abendessen im nahen Strandrestaurant mit leckeren gegrillten Kalamares (nur für mich).
Herceg Novi – Zelenica C. N 42*27′ 7.6“ / E 18* 34′ 09.3“
Wir sind einen Tag im Strom des Massentourismus mitgeschwommen. Begonnen haben wir am Morgen mit dem Einkauf in Petrovac. Montenegro hat gut sortierte Supermärkte. Dann Besuch des kleinen Klosters Reževici mit einer kleinen alten Kirche mit gut erhaltenen alten Fresken. Wir kaufen den Honig und das Olivenöl der Mönche. Vorbei am Postkartenmotiv, dem Inselchen Sv. Stefan, geht es weiter nach Budva, deren befestigte Altstadt, Stari grad, mit engen Gassen voller Souvenirläden, alten Kirchen und schönen Plätzen sehenswert ist. Das ganze wird gekrönt von der Zitadelle und liegt direkt am Hafen, in dem die teuren Hochseeyachten fest gemacht haben. Bereits hier fällt uns auf, dass sehr viel russische Touristen unterwegs sind. Immer wieder begegnen uns russische Wagen. Vermutlich ist das Reisen hier für sie einfacher, da viele Menschen noch Russisch sprechen. Dann geht es ein Stück durchs Landesinnere, bis man die Bucht von Kotor erreicht. Wir nehmen nicht die ausgewiesene direkte Route durch einen Tunnel, sondern wollen auf der Küstenstraße die Bucht bis Kotor umrunden. Das erweist sich zunächst als schwierig, da das Sträßchen direkt am Wasser entlang führt und nur einspurig ist. Wenn Busse oder LKW entgegenkommen, sind halsbrecherische Rangier- und Ausweichmanöver nötig, die meiner Beifahrerin in Angst und Schrecken versetzen. Als wir es fast geschafft haben und Kotor in Sichtweite liegt, endet die Straße an einer Baustelle und wir müssen drehen und können alles wieder zurück fahren, inklusive entsprechender Adrenalinschübe. Also doch durch den Tunnel und ganz ordentlich auf einen Parkplatz gefahren. Die Bucht von Kotor gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, und das zu recht. Die Stadt liegt am Ende einer von steilen Bergen umgebenen Bucht und erinnert uns sofort an den Geirangerfjord in Norwegen, zumal auch hier zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Die Stadt ist voller Touristen aus aller Herren Länder. Hoch über der Altstadt liegen die Reste der alten Burganlage steil am Berg. Da sich dunkle Wolken über uns zusammen ziehen, verzichten wir auf eine Besteigung und gönnen uns lieber einen Cappuccino und ein Eis, was natürlich kalorienmäßig nicht so günstig ist. Dann geht auch schon der Regenguss los und leert die Stadt von Besuchern. Unter unseren Schirmen können wir sie in Ruhe anschauen. Die letzte Station an der Bucht ist dann das Dorf Perast, das steil und malerisch an der Küste liegt.
Es gibt alte Paläste und eine Kirche mit hohem Turm. Direkt davor liegen zwei kleine Inseln mit Kirchen in der Bucht, Gospa und Sv. Dorda, malerisch anzusehen. Wenn man Urlaub in der Bucht von Kotor machen möchte, dann hier. Kurz bevor wir Herceg Novi nahe der Grenze zu Kroatien erreichen liegt im Dorf Zelenika ein Campingplatz, der allerdings mit seinem Inventar, gemeinsam mit der Betreiberin, in die Jahre gekommen ist. Beide stammen wohl noch aus sozialistischen Zeiten. Da wir alleine hier sind, soll es uns für eine Nacht recht sein. Aber immerhin bemüht sich Montenegro heftig um den Anschluss an Westeuropa. Währung ist schon der Euro, auch wenn man noch nicht in der EU ist und in der Stadt demonstrieren junge Menschen für den Anschluss an die EU.
Den nächsten Vormittag haben wir noch in Herceg Novi verbracht, sind auf die Burg gestiegen und haben die Altstadt besucht. Auf dem zentralen Platz haben Jugendliche einen Stand aufgebaut an dem sie für den Betritt Montenegros zur EU werben. Wir befragen sie und uns wird erklärt, dass gestern der „Europatag“ war und sie deswegen Werbung für den Beitritt machen. Ich bekomme eine Schirmmütze und ein T-Shirt mit EU Emblem. Dann komm noch eine Kapelle und eine Gruppe junger Tanzmariechen marschiert über den Platz und natürlich die unvermeidlichen Politiker. Gegen Mittag verlassen wir die Grenzstadt und fahren zum kleinen Grenzübergang nach Bosnien- Herzegowina.