Ukraine 2

Zurück nach Moldawien

Odessa und Umgebung

Rybakivka,  am Schwarzen Meer               S.   N 46o 36.525′ / E 31o 19.022′

Der Grenzübertritt im Süden von Moldawien in die Ukraine war einfacher, als von und befürchtet. Zur Grenze sind es noch 20 km auf guter Straße. Einen Kilometer vor dem Hauptübergang Tudora biegen wir links nach Palanka  ab, wo es einen kleinen Übergang für den lokalen Grenzverkehr gibt. Wir sind wieder das einzige Fahrzeug. In den Wagen wird nur flüchtig hinein geschaut und fertig. 5 km weiter ist dann die ukrainische Grenzkontrolle, die alle, die über Tudora eingereist passieren können. Für uns die übliche Prozedur: Zettel mit Personenzahl und Autonummer, Passkontrolle, die flott geht, da wir vom ersten Grenzübertritt schon im Computer gespeichert sind und schon sind wir wieder in der Ukraine. Wir überqueren den Dnistr und dann kämpfen wir uns durch Odessa bis zur Küstenstraße 3 nach Mykolajev, an der der „Camping Delphin“ liegen soll. Unser Garmin, den wir mit den Koordinaten gefüttert haben führt uns in eine ärmliche Hüttensiedlung. Kein Camping weit und breit. Nach mehrmaligem Fragen erfahren wir, dass der Camping nicht mehr existiert. Da wir noch Zeit bis zur Abfahrt der Fähre haben, beschließen wir zu einem Camping 50 km ostwärts auf halben Wege nach Mykolajevzu fahren. Bei Rybakivka kommen wir ans Schwarze Meer und landen als erstes bei der Kinderferiensiedlung „Koloß“, die ihren Namen alle Ehre macht. Eine Verwalterin ist da, die natürlich nur Russisch spricht. Viele leere Hütten. Waschräume mit Wannen und Becken in sozialistischem Charme. Riesige Küche und Esssäle. Hier muss im Sommer Platz für hunderte von Kindern sein. Da wir Strom und Wasser brauchen, bleiben wir für 2 Euro die Nacht hier. Strom zapfe ich aus einer obskuren Dose, Wasser für den Tank gibt es ebenfalls und sogar die zwei Gemeinschaftsduschen sind heiß.

Es folgt ein Faulenzertag am Meer. Nachdem wir im Jugendcamp alle Akkus und Wasser wieder aufgefüllt haben, frisch geduscht sind und die Wäsche getrocknet ist, machen wir uns wieder aus dem Staube. Erkunden etwas die Umgebung und finden 500 m weiter den Campingplatz, den wir eigentlich gesucht haben und nun nicht mehr brauchen. Beim kleinen Örtchen Lugovoe gibt es so etwas wie Strandtourismus mit Hotel und Feriensiedlungen, die jetzt allerdings verlassen sind. Wir fahren zurück und stellen uns  für eine Nacht hoch über dem Wasser auf die Steilklippen.

Odessa,      Hotel Central                            N 46o 28.973′ / E 30o 44.033′

Wir fahren zurück nach Odessa, um auf die Abfahrt unserer Fähre zu warten. Mangels eines geeigneten sicheren Stellplatzes beschließen wir uns ein Hotel zu suchen.Das „Hotel Central“ ist ideal für uns und wir bleiben dort.Der Preis ist akzeptabel mit 60 Euro für das Zimmer mit Dusche und Frühstück, Internet gibt es gratis und das wichtigste für uns, ein abgeschlossener Parkplatz im Hof für unser Auto. Direkt gegenüber des Hotels liegt der Soborna Park mit der Christi Verklärungs-Kathedrale, der größten orthodoxen Kirche der Stadt. Schräg gegenüber liegt der Stadtpark, die Hauptpromeniermeile der Ukrainerin am Sonntag, wo sie viel Fleisch, kurze Kleider und lange Beine auf extremen Stöckelschuhen zeigen kann. Vorbei an prächtigen Jugendstilhäusern zum Opernhaus und durch die großartige Jugendstilpassage von 1899. Am nächsten Tag, nach ukrainisch deftigen Frühstück, setzen wir die Stadterkundg fort, vorbei an Oper und archäologischen Museum mit der Laokoon Gruppe bis zum Rathaus der Stadt. Hier, bei einem weiteren Puschkin Denkmal, beginnt die breite Grünanlage der Stadt, die sich oberhalb des Hafens hinzieht. In der Mitte liegt eine breite Treppe, die zum Hafen und dem Anleger der Kreuzfahrt-schiffe hinunter führt, die „Potjomkinsche Treppe“, bekannt aus Sergej Eisensteins Film „Panzerkreuzer Potjomkin“. Im Süden der Stadt, neben dem Bahnhof, liegt der Pryvoz Markt. Hier gibt es von BH bis zur Sardine, von der Tomate bis zum Schnürsenkel wirklich alles zu kaufen, unbedingt sehenswert. Insgesamt ist Odessa eine tolle, sehenswerte, weltoffene Stadt mit westlicher Atmosphäre, zu der auch die vielen Besucher der Schwarzmeer Kreuzfahrten beitragen, aber sicher keine typische Stadt der die Ukraine.

Bilhorod- Dnistrovs`kij                               F.P.    N 46o 12.116′ / E 30o 39.060′

Da sich die Abfahrt unserer Fähre wegen Wartungsarbeiten um weitere zwei Tage verzögert, beschließen wir noch einen Abstecher nach Bessarabien ins Donaudelta bis zur Mündung des Dnistr zu machen. Also auf nach Westen. Das Land ist flach und war früher auch sumpfig, bis es süddeutsche Siedler urbar machten, die Bessarabiendeutschen. Unserehemaliger Bundespräsident Horst Köhler ist ein Nachfahr von ihnen. Wir kommen an den riesigen Mündungssee des Dnistr, fahren über einen Damm, der ihn vom schwarzen Meer trennt und erreichen die andere Seite des Sees Bilhorod- Dnistrovs`kij. Hier steht die riesige Akkerman Festung, die weiße Burg, die eine lange Geschichte hat. Die Stadt selbst ist einer der ältesten besiedelten Orte der Welt. Von den Mauern der Burg aus entdecke ich unterhalb am Wasser einen schönen Stellplatz auf den wir fahren, einen prächtigen Sonnenuntergang genießen und eine ruhige Nacht verbringen.

Zatoka an der Dnistrmündung                      F.P.     N 46o 04.651 / E 30o 28.347

Zurück nach Odessa. Bei Zatoka kommen wir wieder über die Brücke, die die Mündung des Dnistr in das Schwarze Meer überspannt: auf jeder Seite eine holprige Fahrspur für die Autos, in der Mitte die Eisenbahn. Es ist eine Zugbrücke, die höhere Schiffe vom Dnistrsee in das Meer und umgekehrt passieren lässt. Nach der Brücke sehen wir einen Sandstrand am Schwarzen Meer und fahren hinunter. Ich frage einen Mann, der Englisch spricht, ob wir uns auf seinem Grundstück am Strand hinstellen dürfen. Er ist sehr freundlich und öffnet uns das Tor. So kommen wir dann zu einem kostenlosen Strandtag mit Bad im Schwarzen Meer. Das Strandleben ist sehr östlich, wenig Service, viel Abfall, dicke Menschen, aber ein Internetcafé.

Illychevsk,     Hafen                                                  N 46* 21.071′ / E 30* 39.035′

Zurück in Odessa, sprechen wir im Büro der UKR Ferry bei Herrn Tarasenko vor, der leidlich Englisch spricht N 46 29.238′ / E 30 43.950′. Es scheint tatsächlich zu klappen: Boarding morgen ab 11 Uhr in Ilyschevsk, Barzahlung vor Ort für Überfahrt und Kabine voraus gesetzt. Für das Auto müssen wir morgen separat bei der Hafeneinfahrt zahlen. Dann halten wir unsere Fährtickets in der Hand, zehn Tage später als geplant.

Am nächsten Morgen fahren zum Hafen von Illychevsk, den wir anhand der Koordinaten und unserer vorherigen Erkundung problemlos finden. Da Hafenbüro liegt neben der „Socar“ Tankstelle N 46* 21.071′ / E 30* 39.035′. Hier zahle ich zunächst den Fährpreis für das Auto. Für die Größe des Wagens interessiert sich niemand. Kurz darauf geht es vor der Brücke scharf rechts ab zur Hafeneinfahrt und zum Schiffsanleger, wo schon eine Reihe von Fußpassagieren vor einer Baracke warten, die mit dem Bus gekommen sind. Mit meinem  Ticket gehe ich zu einem Schalter. Offenbar wird der Name mit der Passagierliste verglichen und man bekommt einen Stempel. Zum Glück steht hinter mir ein Mann, der auch mit dem Auto da ist und Englisch spricht und sagt, ich solle mit ihm kommen. Er hupt vor einem verschlossenem Eisentor und es wird uns aufgetan. Dann fahren wir auf das Hafengelände seitlich der Greifswald vor ein weißes Gebäude mit einer Art Tower. Auf meine Frage, wo denn der Zoll und die Passkontrolle sei, sagt er nur, wir müssten jetzt warten, was sich dann über mehrere Stunden hinzog. Am Nachmittag gehen wir zurück zum Eingangsgebäude, wo wir jeweils zwei Fotokopien von Pass und Wagenpapieren machen lassen. Mit denen fahren wir dann mit unseren Wagen zur Sicherheitskontrolle in einem anderen Hafenbereich. Dort wird unser Wagen mit einem elektronischen Gerät auf Drogen, Bomben, oder was auch immer gescannt. Nachdem wir den Test bestanden haben und einen weiteren Stempel kassiert haben, sind wir reif für die Passkontrolle. Das Auto wird noch einmal inspiziert, wieder alle Türen und Heckklappe auf. Die Fahrgestellnummer wird verglichen und die Wagenpapiere und Pässe werden einkassiert und in ein Büro davongetragen. Inzwischen stehen wir schon fünf Stunden im Hafenbereich. Dann werde ich aufs Büro beordert, da eine junge Beamtin mit unseren Papieren nicht klarkommt. Ich muss ihr zeigen wo die diversen Angaben, die sie in den Computer eingeben muss stehen. Schließlich bekommen wir den Ausreisestempel doch noch. Dann weiter warten bis die endlose Reihe von Lastwagen auf das Schiff gefahren ist. Eisenbahnwaggons stehen auch schon drin. Als alles verstaut ist, kommen nach sieben Stunden Warten die wenigen PKW, unser Wohnmobil und ein Krankenwagen um 18 Uhr auf das Schiff. Wir stehen zwischen Eisenbahnwaggons und es ist stockfinster. Wir tasten uns zum Aufgang vor an die Rezeption. Dort erhalten wir den Zimmerschlüssel und werden von einer Dame zur Kabine begleitet. Die ist eine echte Überraschung und versöhnt mit Vielem. Zwei Einzelbetten, Tisch, Sofa und Stühle und natürlich ein Bad.Dann eine Durchsage, in der wir das Wort Restaurant zu hören meinen. Und tatsächlich gibt es Abendessen. An festen Plätzen, wie bei einer Kreuzfahrt. Dann beobachten wir von Deck, wie die Greifswald um 19:30 bei Sonnenuntergang ablegt und auf das Schwarze Meer hinaus fährt.

Auf der „Greifswald“

Wir genießen unsere Minikreuzfahrt. Am kommenden Morgen fahre wir an Sevastopol und den zunehmend steileren Klippen der Krim entlang. Der Tag wird nur durch die Mahlzeiten unterbrochen, die deftig und nahrhaft sind. Zum Mittagessen gibt es Leber, genau das richtige für mich, und am Abend noch ein Bierchen an der Bar. Es sind fast nur LKW Fahrer an Bord. Die Greifswald ist ein ehemaliges DDR Schiff und viele Beschriftungen sind noch auf Deutsch. Den Rest der Zeit verbringen wir in unserer gemütlichen Kabine.

Die Reise geht weiter in Georgien