Wohnmobilreise durch Nordpolen
Wir haben mit dem Wohnmobil den Norden Polens von der litauischen bis zur deutschen Grenze durchquert. Die Reise beginnt in
Wibry
Ohne Kontrolle über die Grenze nach Polen. Im ersten Ort Sejny wechseln wir Geld und schauen die Kirche des ehemaligen Dominikanerklosters an, in der grade Gottesdienst ist. Weiter in den Wibry Nationalpark, der vor allem aus vielen Seen besteht. Im Ort Wibry besuchen wir das ehemalige Kamaldulenserkloster und lassen uns zu seinen Füßen auf dem kleinen Campingplatz nieder. Polnisch üppiges Abendessen im kleinen Freilokal des Besitzers.
Ruciane-Nida, Masuren
Zunächst in Suwałki über den Markt gebummelt, Park und Kirche angeschaut. Weiter über Augustow (Kanal zwischen Weichsel und Memel) und Ełk (Lyck), dem Geburtsort von Sigfried Lenz nach Masuren. Durch Orzysz und Pisz an den Nidzkie See bei Nida. Schöner Platz direkt am See. Das heiße Sommerwetter hat sich durch ein Gewitter abgekühlt.
Am Dargin See
Es hat sich abgekühlt, stürmt und regnet seit dem Mittag ununterbrochen. Zuerst in Wojnowo das kleine Kloster der Altgläubigen mit Friedhof angeschaut. Im Ort ist ein kleines Kirchlein zu sehen. Einige Nonnen leben noch hier. Nikolaiken ist sehr touristisch, aber ein netter Ort mit Souvenierläden, Kaffees und einem schönen Hafen. Bei Sonnenschein sicher ein schöner Ort. Wir fahren weiter nach Norden nach Lötzen, dem Zentrum des nördlichen Masuren. Ein größerer Ort ohne viel Charme. Weiter nördlich liegt Angerburg. Auf halbem Wege in Pozezdrze hatte Himmler seine „Wolfsschanze“, die er „Hochwald“ nannte. Ein Stück hinter Angerburg auf der anderen Seeseite gab es eine riesige Bunkeranlage für 1500 Offiziere der Wehrmacht, „Mauerwald“ genannt, von der noch einige Bunker erhalten sind. Wir fahren
weiter zum Örtchen Steinort, wo sich außer einem modernen, schmucken Segelhafen das verfallene Gut Lehndorff befindet. Ein trauriger Anblick. Welche Pracht muß es einst ausgestrahlt haben. Etwas weiter, am Darginsee finden wir unseren Campingplatz für die Nacht.
Ruska Wies am Salent See
Als erstes zur Wolfsschanze. Hier sind die gesprengten Bunkerruinen des Führer-Hauptquartiers zu sehen. Zahlreiche Ruinen im Wald, die mit ihren schiefen moosbewachsenen Betonwänden und den herausstechenden Eisenbewehrungen einen morbiden Charme ausstrahlen. Die Geschichte und die Vorgänge die sich hier abgespielt haben im Bewußtsein, beschleicht einen doch ein beklemmendes Gefühl. Der Ansturm von deutschen und polnischen Besuchern ist enorm. Als wir abfahren steht eine lange Warteschlange vor dem Tor. Über Rasteburg, das ja eng mit der Wolfsschanze verbunden war, fahren wir durch das ländliche Polen nach Norden zum Gut Dönhoff. Eine imposante Ruine. Eine Gartenpflegerin öffnet uns das Tor zum Park und in das Haus, in dem die Kapelle und die Sarkophage zweier Dönhoffs zu sehen sind. Beim Gang durch die heruntergekommenen Zimmer kann man die einstige Pracht noch erahnen. In Rößl besteigen wir den Turm der Bischofsburg und blicken auf die St. Peter und Paulskirche. Als letztes und Höhepunkt des Tages dann das Jesuitenkloster Heilig Linde.
Ein barockes Prachtensemble, das im Innern eine Großartige Orgel beherbergt. Wir kommen gerade rechtzeitig zu einem Konzert bei dem sich die Figuren, zwei Trompeter, Sterne und ein Glockenspiel auf der Orgel bewegen. Auch der Altar, die Kanzel und die „heilige Linde“ im Inneren sind eindrucksvoll. Dann zum sehr schönen Campingplatz mit Duschen und Internetanschluß am See in Ruska Wies.
Frombork (Frauenburg) am frischen Haff
Ohne Halt durch Olsztyn (Allenstein und Morąg (Mohrungen), dem Geburtsort Herders. Bei Drulity (Draulitten), wo noch ein prächtiger Gutshof steht, stoßen wir dann auf den Oberlandkanal auf dem die Schiffe an fünf Stellen auf Loren gelanden und mit Wasserkraft über die Hügel gezogen werden. Ein einmaliges Schauspiel. Über Pastęk fahren wir dann durch wunderbare Alleen hinauf nach Frombork am frischen Haff. Vom Turm der Wehranlage um den Dom hat man einen wunderbaren Bkick über das Haff hinüber zur frischen Nehrung. Im Innern des Turms hängt ein Foucaultsches Pendel, das an den großen Sohn der Stadt, Nikolaus Kopernikus, der im Dom begraben ist, erinnern soll. Der Dom selbst ist ein imposantes Backsteingebäude mit einer Madonna auf der Sichel und einem klassizistischen Chorgestühl. Netter Campingplatz am Rande der Stadt.
Jantar, Danziger Bucht
Am Morgen in Kadyn kleines Reitturnier. Dort werden Pferde gezüchtet. Letzter Blick auf die frische Nehrung. Dann weiter über Elbing nach Malbork (Marienburg). Vom Gegenufer der Nogat erster Blick auf die gewaltige Burganlage. Die Parkplätze buhlen um Kundschaft. 4 Std. 40 Zloty= 12,50 Euro, so viel wie unsere Übernachtung hier auf einer kleinen privaten Wiese neben vier Zelten. Stelle mich in der endlosen Schlange vor der Kasse „vorne“ an und dadurch erwischen wir grade noch eine deutsche Führung im Burghof , der wir und anschließen und die uns in drei Stunden durch die Burganlage jagt. Der Rat unseres Führers für die Marienburg einen ganzen Tag einzuplanen ist sicher nicht falsch. Die Ausmaße sind gewaltig und die Räume unüberschaubar. Es waren heute alleine drei Ausstellungen darin. Zum Schluß bestiegen wir noch den Turm mit he
rrlichem Ausblick auf die Burganlage und den Fluß. Wir fuhren dann nach Norden an die Küste der Danziger Bucht nach Sztutowo, vor dessen Toren sich das ehemalige KZ Stutthof befand. Heute ist hier ein beklemmendes Museum in den ehemaligen Baracken und man kann noch das Krematorium und eine Gaskammer sehen. Wir sind betroffen von dem Ort und schämen uns für eine Vergangenheit, die wir nicht selbst erlebt haben. Da alle Campingplätze an der Ostsee überfüllt sind, flüchten wir uns auf eine kleine private Wiese. Ausreichend für die Nacht.
Nadole am Zanowitz See
Von unserem „Privatplatz“ mit kleiner Fähre über die Weichsel und über eine Pontonbrücke nach Danzig hinein. Die Stadt ist überfüllt mit polnischen Touristen, die sich vorbei an Verkaufsständen durch die Straßen schieben. Die Stadt selbst allerdings ist ein Juwel. Wunderbare alte Häuser, Stadttore, Kirchen und Gäßchen. Die Häuser haben zum Teil Erker vor die Häuser gebaut, sogenannte „Beischläge“, die damals wohl Mode waren. Man sieht der Stadt ihre stolze Vergangenheit als Mitglied der Hanse an. Wir besichtigen das Rathaus, das Uphagen Haus und ich besteige den Turm der Matinkirche, was die Anstrengung der über 400 Stufen kaum lohnt, da die Plattform auf dem
Kirchdach eng und von Maschendraht eingefaßt ist. Nach fünf Stunden verlassen wir die Stadt Richtung Ostseeküste, quälen uns durch Sopot und die angrenzenden Bade- und Hafenorte bis wir auf der 213 in einiger Entfernung an der Küste entlang fahren. Wir sind jetzt in Pommern, werfen einen kurzen Blick auf das Schloß Krokow und bleiben am Zanowitzsee.
Zwischen Rügenwalde und Köslin
Unser Waldparkplatz hat uns eine ruhige und regenreiche Nacht beschert und die Hexe kam wieder nicht, um Hänsel und Gretel zu holen. Zurück auf die 203 und weiter gen Westen durch Pommern mit riesigen Weizenfeldern, Wäldern, Hügeln und Seen. Durch Stolp und Stolpmünde. In Duninowo besichtigen wir das Dorfkirchlein, das extra für uns und ein weiteres deutsches Paar aufgeschlossen wird. Wir fahren an die Küste bei Jaroslawiec, das auf der Karte einsam liegt. Aber einsame Orte im Sommer an der Ostsee sucht man wohl vergebens. Eine breite Straße entlang der Küste mit vielen geparkten Autos erwartet uns. Wir stellen uns dazu, laufen 100m an den Strand durch ein Kiefernwäldchen, sehen aber die Ostsee und den Strand vor Menschen nicht. Wir halten es eine Stunde am Strand aus, trinken einen Tee im Womo und fahren weiter nach Rügenwalde. Netter Rathausplatz mit Marienkirche und
Altstadtgässchen. Die Rügenwalder Teewurst suchen wir vergeblich. Die Burg der Herzöge von Pommern enttäuscht von außen. Das Museum im Innern schenken wir uns. Auf dem Weiterweg nach Köslin finden wir bei einem Bauernhof einen Stellplatz auf dem wir einige Kilometer von der Küste entfernt fast alleine sind.
Kamien Pomorski (Cammin)
Wir verlassen unseren freundlichen Bauernhof. In der Nacht hat heftiger Regen eingesetzt, Kurzer Blick auf und in die Marienkirche in Köslin. Dann weiter nach Kolberg, das sternförmig von Autoschlangen umgeben ist. Durch den Regen wollen offenbar alle Strandurlauber einen Stadtbesuch machen. Wir fahren weiter an der Küste entlang. Da der Regen aufhgehört hat, riskieren wir einen Blick an den Strand und finden ihn fast menschenleer. Wir bleiben eine Weile dort hinter Kolberg, schwimmen, lesen und nehmen Abschied von der Ostsee. Angesichts des Wetters und der Fülle beschließen wir Swinemünde aus dem Programm zu streichen und fahren ins Land hinunter nach Cammin, das eine prächtige alte Kathedrale zu bieten hat. Besonders die Kanzel und die Orgel sind sehenswert. Leider war der angeschlossene Kreuzgang schon geschlossen. Unterhalb der Kathedrale liegt ein früherer Campingplatz, der nicht mehr betrieben wird. Wir fragen, ob wir dort bleiben können und niemand hat Einwände. In der nahen
Gaststätte essen wir gut und preiswert Fisch. Später kommen von dort Tanzmusikklänge zu uns herüber. Der richtige Abschluss für eine lange Reise. Am Vormittag nach Stettin, das im Grunde nicht viel bietet. Das Schloss der Herzöge von Pommern ist neu, der Dom uninteressant, das Prachttor ohne Funktion. Nach zwei Stunden machten wir uns Richtung Berlin auf. Wieder im Schwarzwald angekommen, zeigt unser Tacho, dass wir über 13.000 km seit unserer Abreise vor zehn Wochen zurück gelegt haben.