Der Westen

Vier Wochen Rundreise durch den Iran

von Tabris bis Shiraz

Maragheh – Takab

Marageh, Gonbad-e Kabud und Gonbad- Moddavar, der blaue und der runde Grabturm

Wir starten nach Süden, der Blick auf den Orumia See scheitert daran, dass er weitgehend trocken gefallen ist. So biegen wir in Bonab ab nach Maragheh. Dort befinden sich vier Grabtürme aus dem 11. Jahrhundert: der rote, der blaue, der runde und der Gharrafiye Grabturm. Dann wieder zurück nach Bonab. Sorush schlägt einen Besuch bei der kurdischen Familie eines Freundes vor, was mit einem Umweg verbunden ist. Das interessiert uns natürlich und so biegen wir bei Miyandoab nach Westen Richtung Mahabad ab. Kurz davor fahren wir landeinwärts zu einem Kurdendorf. Die Hausfrau und die Schwiegertochter sind zu hause und begrüßen uns. Es folgt ein Imbiss mit Ei, Dolmades und Yoghurt. Gemeinsamer Tee. Gastgeschenk Parfüm aus deutscher Produktion. Dann Abstecher zu einem kleinen See in der Nähe und Besuch des Hausherrn auf dem Feld. Alle sind ausgesprochen nett und bestärken uns in unserem positiven Eindruck der Kurden. Dann weiter über Bukan nach Shahin Dez. Auf der Straße dorthin fahren wir auf einen Unfall zu. Ich sehe einen Landrover mit Schweizer Kennzeichen und bitte Sorush anzuhalten, was sich als Segen für zwei Frauen aus Zürich erweist, die mit zwei Wagen unterwegs sind. Der erste Wagen wurde von einem entgegenkommenden alten Kleintransporter gerammt und die gesamte Hinterachse wurde herausgerissen.

Unfall bei Bukan

Sie waren froh, als wir sie ansprachenund Sorush als Dolmetscher anboten. Er nahm dann die Organisation in die Hand, telefonierte mit der Polizei und einem Abschleppwagen. Letztlich kamen zwei Arten Polizei, der Vorstand des Roten Halbmondes und der Bürgermeister von Bukan, um den Schaden zu begutachten. Als die Werkstatt die Hinterachse abmontiert hatte, der Wagen am Kran hing und sie versprachen, alles bis morgen zu reparieren, lächelten die Damen wieder. Uns hatte das Ganze natürlich viel Zeit gekostet und wir sind erst um 21 Uhr in Takab im Hotel Renji, das Sorush mit dem letzten Tropfen Benzin erreicht. Sehr einfaches Zimmer.

Takht e-Soleyman

Takht-e Soleyman

Unser Hotel erwies sich leider als Niete, Mühsam ergattern wir noch etwas Tee, Brot, Käse und Honig.. Wir wechseln heute von der Provinz West Azerbaijan nach Kurdestan. Beide sind überwiegend von Kurden besiedelt.   Wir fahren in das 25 km entfernte Takht e-Soleyman, den Thron Salomons. Zuvor müssen wir aber das Zendan e-Soleyman besteigen, das Gefängnis Salomons, das sich wie ein Vulkankegel aus der Landschaft erhebt, geologisch aber aus Sintergestein einer unterirdischen Quelle in Millionen von Jahren gebildet wurde. So ist ein 110 m hoher Kegel entstanden, den wir ersteigen, um oben über den Rand in den Schlund zu blicken. Sehr steil, tief und eindrucksvoll. Es riecht immer noch leicht schwefelig dort oben. Der nahe gelegene Thron Salomons aus sassanidischer und ilkhanischer Zeit ist von einer eindrucksvollen Mauer umgeben. Im Inneren liegt ein von einer mineralischen unterirdischen Quelle gespeister 65 m tiefer See, um den herum sich die Reste der antike Gebäude gruppieren. Es gibt Gebäudereste der Ilkhaniden und das sassanidische Feuerheilitum aus dem 5. Jahrhundert. Mehr Menschen zieht allerdings die Suche nach einem vor zwei Tagen im See ertrunkenen Besucher an, nach dem mit Tauchern und Netzen gesucht wird.  Während Anngrit und Sorush ein Wassermelonen-Picknick vorbereiten steige ich auf einen nahe gelegenen Hügel um von oben eine Übersichtsaufnahme zu machen.

Kurdistan

Dann fahren wir weiter auf einer Nebenstraße zur Karaftu Höhle, einer eindrucksvollen Felswand, die auf vier Etagen von Höhlen und Gängen durchzogen ist. Dann durch die Berge und viele Kurven hinunter nach Sanandaj. Uns passieren viele Fahrzeuge, die Elektrogeräte auf dem Dach transportieren und Sorush erzählt uns vom blühenden Schmuggel der Kurden zwischen den kurdischen Teilen Iraks und Irans, der von der Regierung geduldet wird. Schwerpunkt ist die Stadt Baneh in Grenznähe, wo sich offenbar der halbe Iran mit preiswerten Elektrogroßgeräten eindeckt. Unser Hotel Shadi liegt am Stadtrand und ist sehr ordentlich. Die Straßen sind alle in einem guten Zustand, meistens zweispurig ausgebaut, selbst die Nebenstraßen sind gut und ohne Schlaglöcher.

Kermanshah

Die heutige Strecke von nach Kermanshah ist nicht allzu weit und so beschließen wir auf halber Strecke in Kamyaran in das kleine kurdische Bergdorf Palangan abzubiegen, das nach gut einer halben Stunde erreicht ist.

Das kurdische Bergdorf Palangan

Es zieht sich malerisch einen Berghang hinauf und die übereinander getürmten Lehmhäuschen erinnern uns sofort an die jemenitischen Bergdörfer. Vor den Häusern stehen Frauen mit der Spindel in der Hand. Wir bummeln durch den Ort hinunter zum Fluss und diesen entlang, bis zu einem kleinen Teestand . Dort genießen wir die Ruhe und des Ortes und die schöne Aussicht. Sorush lässt seine Drohne über dem Ort kreisen. Zück zur Hauptstraße. Am Ortseingang von Kermanshah liegt nicht nur unser sehr ordentliches Hotel Jamshid, sonder um die Ecke auch gleich Takht e- Bostan, drei Felsreliefs in einer Felswand aus sassanidischer Zeit. Davor ein See, an dem wir Erdbeeren essen. Zum Hotel und weiter mit Sorush in den Basar, dem die alte Moschee Emad ol-Dole angegliedert ist. Vor Takht e-Bostan liegen viele nette Restaurants. In einem essen wir gegrillte Forelle zu Abend.

Khorramad

Die Behistun-Inschrift in Bisotun

Am Morgen von Kermanshah nach Bisotun, wo schon von der Straße aus eine riesige Felswand zu sehen ist. Sie enthält mehrere Reliefs und Inschriften. Wir schauen an: den Stein mit Balash und zwei weiteren menschlichen Figuren, Sheik Alikhane-e Zangeheh und Mithradates II und auf dem Rückweg, die Statue des Herakles mit einem Löwen darunter. Das Relief von Darius, das hoch an der Felswand zu sehen ist, kann leider nur von unten betrachtet werden, die Treppe, die steil hinaufführt ist zu gefährlich und gesperrt. Wir sind nun in der Provinz Lorestan, die von den Lor bewohnt wird. Sorush macht den Vorschlag einen Freund aus seiner Militärzeit zu besuchen, der in der Nähe wohnt und uns zum Lunch einlädt. Wir stimmen natürlich zu und fahren in ein kleines Dorf bei Alashtar. In einem doppelstöckigem Haus begrüßen uns neben dem Freund sein Bruder, zwei Schwestern und die Eltern. Während die Männer zum Klang des Fernsehers plaudern, bereiten die Frauen unser Essen vor, Hühnchen mit Reis und Tomaten, sehr lecker. Gegessen wird natürlich auf dem Boden.

Start zum Picknick in Lorestan

Nach dem Tee brechen wir, mit Hüten und einer Melone versehen, auf zum Nachtisch am Feldrand bei einem Brunnen. Nach einem weiteren Tee fahren wir nach Khorramad und dort im Stadtzentrum zur leicht erhöht liegenden Burg. Schöner Blick von oben auf die Stadt. Interessantes kleines Museum zur Kultur der Lor. Weiter durch dicken Verkehr zu einem runden großen Brunnen, der uninteressant und verdreckt ist. Dann noch hinauf zum hoch oberhalb der Stadt auf einer Bergkuppe gelegenen Aussichtspunkt. Toller Blick auf die Stadt und die umgebenden Berge in der Abendsonne. Dann zum Hotel Rangin Kaman, das zu den eher mäßigen gehört. Immerhin haben sie ein schnelles Internet, allerdings gegen Gebühr. Benzin kostet 10.000 Rial, was ca. 30 Cent entspricht, Diesel die Hälfte.

Ahvaz

Wir fahren auf einer neuen Schnellstraße, die die Strecke nach Ahvaz deutlich abkürzt, nach Süden. Wenig Verkehr, Sorush erzählt und fährt mal wieder zu schnell, das nächste Strafmandat ist fällig. Die Höhe ist offenbar Verhandlungssache und er ist mit dem Preis zufrieden. Die Landschaft ist grandios, die Berge des Zagros Gebirges geben eine letzte Vorstellung, bevor sie sich bei Andimeshk endgültig verabschieden und wir in die Tiefebene Khuzestans eintauchen, eine weite, sehr fruchtbare aber wenig abwechslungsreiche Landschaft, die Hitzekammer des Iran, was wir bald zu spüren bekommen.

Skulptur in Susa

Wir fahren nach Shush, wo mit Susa eine der alten Königsstädte der Elamer ausgegraben wurde. Viel ist nicht mehr zu sehen. Die Reste des Palastes des Darius sind das einzig Sehenswerte für nicht Archäologen. Dahinter befindet sich die Festung der französischen Archäologen, die hier gegraben haben und sich vor Überfällen der Lor schützen wollten, leider errichtet mit Steinen aus Chogha Zanbil. Ich werfe noch einen schnellen Blick auf das Mausoleum Daniels mit seinem weißen Zuckerhut. Es geht es nun weiter nach Chogha Zanbil,in ein hügeliges wüstenähnliches Gelände, in dem sich ebenfalls eine der Königsstädte der Elamer befand, heute Weltkulturerbe. Die Besonderheit ist ein vielstufiger Tempel, wie es sie wohl in Mesopotamien gab, ähnlich dem Turm von Babel ähnlich. Eingangstore an allen vier Seiten, davor runde Altäre für Feste und Bausteine mit Inschriften sind zu sehen. Bei Temperaturen von fast 50 Grad flüchten wir in den Schatten zu unseren Wasserflaschen. Hier und in Susa sind wir die einzigen Besucher. Der Kassierer schläft im Kassenhaus. Wir haben uns eine Ruhepause verdient und fahren nach Shushtar in ein altes Herrenhaus, in dem sich nun ein Restaurant befindet. Ich esse Horeshte Alu, ein Stew aus Lammfleisch, Pflaumen und Mandeln, sehr lecker. Dann besuchen wir im Ort noch die Wassermühlen, von denen noch über 20 vorhanden, aber nicht mehr in Betrieb sind.

Die Wassermühlen in Shushtar

Dem Fluss Dez wurde durch einen Damm 1/3 seines Wassers abgeleitet, das dann noch einmal geteilt und durch Röhren in die Steinrinnen der Mühlen geleitet wurde. Dort trieben sie ein Mühlrad an, das eine Etage höher den Mühlstein drehte. Weltkulturerbe. Wir fahren weitere 80 km nach Ahvaz, der heißesten Stadt des Iran hinein, es sind immer noch über 40 Grad. Die Klimaanlage im Wagen ist jetzt willkommen. An den Straßen Bilder der im Krieg gefallenen Märtyrer, wie in jeder iranischen Stadt. In der Hitze zu kämpfen muss brutal gewesen sein. Unser Hotel Neyshekar liegt außerhalb im Stadtteil Golestan und ist ordentlich.

Shiraz

Ein Fahrtag über 600 km von Ahvaz bis Shiraz. Zum Glück verlassen wir bei Behbahan die heiße Ebene und kommen wieder in die Berge und es wird etwas kühler. Kurzer Stopp für ein Eis und ein Malzbier mit Lemon Geschmack.

Bishapur, Unterwerfung der drei römischen Kaiser durch Shapur I., li. Valerian, kniend Philippus Arabs, liegend Gordian III.

Nächster Halt in Bishapur, um die alte sassanidische Königsstadt zu besuchen. In einer Schlucht mit steilen Felswänden befinden sich mehrere Reliefs, die vor allem die Inthronisation und die Heldentaten König Shapur I zeigen. So den Sieg 260 in der Schlacht von Edessa über den römischen Kaiser Valerian. Von der Königsstadt selbst sind nur noch Reste vorhanden, von der Außenmauer mit Halbtürmen, vom Palast Shahpurs und von einem Tempel mit einem Wasserbecken im Kultraum. Insgesamt aber eine schöne, sehenswerte Anlage, ärgerlich nur, dass für die Reliefs und die Stadtanlage zweimal Eintritt fällig wird. Noch 130 km bis Shiraz, das wir nach einem kurzen Melonen-Picknick gegen 20 Uhr erreichen und unser schönes neues Hotel Shiraz Royal beziehen. Fastfood mit Scampis und Pizza auf der Dachterrasse des nebenanliegenden Restaurants Haft Khan, was so viel wie sieben Aufgaben heißt, die Rostam im Shahname zu bewältigen hatte.

Shiraz, Masdjed-e Vakil

Am Vormittag brechen wir zu einem Rundgang durch die Innenstadt auf und beginnen mit einer Moschee, der Masjid ol Molk mit bunten Glasfenstern, die Medrese ist leider geschlossen. Weiter durch den Vakil Basar zur Vakil Moschee mit imposanten gedrehten Säulen in einer großen Halle. Im Vakil Hamam ist heute ein kleines Museum eingerichtet mit Alltagsszenen. Die Burganlage mit ihren verzierten Ecktürmen betrachten wir nur von außen. Zum Abschluss noch der Besuch des Gartens Narenjestan mit einem verspiegelten Herrenhaus am Ende der Zentralachse. Nach einer Mittagspause besuchen wir den alten Eram Garten, Weltkulturerbe, der uns aber nichts besonderes bietet, da wir ähnliche Gartenanlagen auch in Europa haben. Wir fahren dann hinaus zum Grab des Dichters Saadis, das zum Wochenende, heute ist der iranische Samstag stark besucht ist. In der Mitte steht eine Steinsarkophag mit Koraninschriften unter einem Pavillon an dessen vier Ecken Gedichte Saadis auf Kacheln geschrieben sind. Die Menschen legen die rechte Hand auf den Sarg und sprechen Koransuren und Gedichte. Ähnlich später beim Grab Hafis, nur, dass der Andrang noch wesentlich größer ist.

Shiraz, das Grab von Hafiz

Wir werden permanent von Gruppen junger Mädchen angesprochen und ausgefragt.  Auch hier werden Gedichte gelesen und die Gedichtbände Hafis an einer beliebigen Stelle aufgeschlagen und als Horoskop gelesen. Wo gibt es noch ein Volk, das so mit seinen Dichter verbunden ist? Abendessen im traditionellen Teil des Restaurants Haft Khan neben unserem Hotel. Wir sitzen bei Livemusik auf einem Podest und versuchen unsere viel zu großen Essensportionen zu bewältigen.

Die Reise geht im Süden weiter